Maschinenfabrik Berthold Hermle AGMaschinenfabrik Berthold Hermle AG

C 42 U RS 2 L | Hofmann | Werkzeug- und Formenbau

von links nach rechts Benjamin Schuh (HPV Hermle Vertriebs GmbH) mit Markus Gräf (Leiter Prozessentwicklung) und Bastian Girg (Leiter Marketing + Kommunikation) von der Werkzeugbau Siegfried Hofmann GmbH.

Das formgebende Fräsen ist einer der letzten und anspruchsvollsten Prozessschritte bei der Herstellung von Spritzgusswerkzeugen.

Die Herausforderung dabei: Das gehärtete Material erfordert äußerst stabile Maschinen, die auch nach der bis zu 50-stündigen Finish-Bearbeitung noch innerhalb der engen Toleranzen arbeiten. Für den Werkzeug- und Maschinenbauer Hofmann ist Hermle dafür der ideale Partner. Mit ihm stemmte er auch ein außergewöhnliches Projekt, das mehr Kapazitäten schuf als erwartet: Eine Fertigungszelle mit vier Fräsmaschinen vom Typ C 42 U inklusive Reinigungs- und Messanlage, verbunden durch einen Roboter.

Aus dem Handwerksbetrieb für Formwerkzeuge, den Siegfried Hofmann 1958 in einem Gartenhaus gründete, hat sich ein technologischer Vorreiter im Werkzeug- und Maschinenbau entwickelt. Maßgeblicher Treiber in den 1980er Jahren war der Sohn des Firmengründers: Günter Hofmann trat 1982 in die Geschäftsführung der Werkzeugbau Siegfried Hofmann GmbH ein und baute parallel den Bereich des Serien- und Sondermaschinenbaus erfolgreich auf. Mittlerweile wird das Unternehmen in dritter Generation von Stefan Hofmann geführt und bietet im Spritzguss vom Werkzeug bis hin zur kompletten Automation des Spritzgussprozesses ganzheitliche Lösungen. Bei der Entwicklung und Fertigung von Maschinen und Automationslösungen setzt Hofmann zudem auf digitale Lösungen wie virtuelle Inbetriebnahme und digitale Zwillinge.

Die Spritzgussformen und Maschinen, die das Familienunternehmen aus dem oberfränkischen Lichtenfels heute fertigt, sind ebenso vielfältig wie die Branchen, in denen der Dienstleister bekannt ist: Haushaltsgeräte, Automobile, Verpackungen und Sportgeräte erhalten dank der präzisen Formen die perfekte Optik und Funktion. Ein Vorteil für den Werkzeugbauer ist seine intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft tüfteln die Experten an neuen Technologien und Materialkombinationen und realisieren zum Beispiel innovative Konstruktionsgeometrien mittels 3D-Druck.

Anlagenbediener Kevin Stark ist für das Rüsten der Werkzeuge und Werkstücke sowie für das checken der Messergebnisse verantwortlich.

Fehlerfreier Datenfluss im Fertigungsprozess

„Uns ist es wichtig, technologisch vorn dabei zu sein“, erklärt Markus Gräf, Leiter Prozessentwicklung bei der Werkzeugbau Siegfried Hofmann GmbH. Treibendes Thema sowohl im Maschinen- als auch im Werkzeugbau ist die Automatisierung. Klingt trivial, ist es aber nicht, da der Formenbau eigentlich ein reines Handwerk ist. „In der Regel sind die Formwerkzeuge Unikate, von denen wir nur ein, maximal zwei anfertigen. Das zu automatisieren, ist eine große Herausforderung“, betont Gräf. Dieser Mammutaufgabe stellt sich das Unternehmen schon seit einigen Jahren erfolgreich: Wird ein neues Formwerkzeug nach der Konstruktion in Auftrag gegeben, weist das zentrale MES-System den verschiedenen Arbeitsplätzen die für die jeweiligen Bearbeitungsschritte notwendigen Daten zu. Ebenso organisiert es die Datenrückflüsse beispielsweise von den Messungen, die automatisiert an das System zurückgemeldet werden – Tippfehler sind damit quasi ausgeschlossen. „Unsere Fertigung ist bereits seit 15 Jahren papierlos. Bis der Datenfluss zuverlässig durch die Fertigung transportiert wurde, hat es allerdings viel Entwicklungsarbeit gebraucht“, gibt Gräf zu. Die Arbeit hat sich aber gelohnt. „Bis zu 100 Stunden reine Bearbeitungszeit stecken oft in einem einzelnen Werkstück, entsprechend teuer ist dieses dann auch. Da kann jede Fehlerquelle zum Kostentreiber werden.“

Um auch die zerspanende Fertigung der Formteile zu optimieren, investierte Hofmann 2013 in zwei C 50 U der Maschinenfabrik Berthold Hermle AG, die über ein Robotersystem RS 3 automatisiert wurden. „Wir fertigen schon seit 20 Jahren auf Hermle-Maschinen und wissen, dass wir uns auf die Präzision ebenso verlassen können wie auf den Service und Support“, erklärt Markus Gräf. Dabei betont er auch das partnerschaftliche Verhältnis, das sich für ihn in der mit dem Gosheimer Maschinenbauer gelebten Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen manifestiert.

Markus Gräf ist sich sicher: „Es gibt es nicht viele Maschinen am Markt, die so präzise 3D-Konturen in gehärtetem Stahl ausarbeiten können.“

Automatisierung für hochgenaue Einzelteile

Als Hofmann 2017 seine Fertigungskapazität weiter ausbauen wollte, entschieden sich die Verantwortlichen daher erneut für eine Automationslösung von Hermle: Eine Linearanlage mit Roboter sowie vier C 42 U. „Sie hat genau in die Halle gepasst“, scherzt der Entwicklungsleiter und erklärt, dass die 5-Achs-Bearbeitungszentren für ihre Maschinengröße den verhältnismäßig größten Verfahrweg aufweisen und ideal für das Teilespektrum sind. „Zudem gibt es nicht viele Anlagen am Markt, die so präzise 3D-Konturen in gehärtetem Stahl ausarbeiten können.“ Und das ist wichtig. Denn auf den vier C 42 U findet ausschließlich die Finish-Bearbeitung der gehärteten Formteile statt, die letztlich die Genauigkeit der fertigen Form definiert. „Zwischen einer und 50 Stunden dauert dieser Schritt, weswegen wir eine Maschine brauchen, die über die lange Zeit die Präzision und Genauigkeit konstant hält, unabhängig von Umgebungseinflüssen wie Temperatur oder eingesetzte Kühlmittel“, betont Gräf.

Doch die Anlage kann noch mehr: Neben den vier Bearbeitungszentren sind ein Reinigungs- und ein Messzentrum in die Zelle integriert. Vollautomatisch werden die fertigen Formteile hier gewaschen, getrocknet und abschließend vermessen und damit kontrolliert. Die komplette Anlage ist in Hofmanns MES-System eingebunden, sodass das Fertigungssystem sowohl voll automatisiert, als auch manuell mit Daten gefüttert werden kann.

Für Komponenten aus unterschiedlichen Kunststoffen wie dieser Bügeleisenkörper konstruiert Hofmann Drehtellerwerkzeuge.

Raumgreifend und zeitsparen

Roboter, die vier Fertigungszellen, der Messraum und die Reinigungseinheit füllen eine ganze Werkhalle bei Hofmann. Acht Wochen dauerte die Installation, drei die Hochlaufphase. Das ist schnell. „Nützlich waren natürlich unsere Erfahrungen mit der RS 3-Anlage. Zudem macht sich Hermles hervorragendes Standardisierungskonzept bemerkbar: Der modulare Aufbau ist der Schlüssel für solch einen reibungslosen Ablauf“, lobt Gräf. Schwierigkeiten gab es dagegen zum Teil mit der Software. „Abstürze hatten wir keine, es ist ein stabiles Programm. Aber: Es ist für die Serie gemacht“, betont Gräf. „Es gibt keine Testdurchläufe oder Einfahrteile. Automatisierung von Stückzahl 1 – das ist die Königsklasse.“

Um die letzten Hürden zu meistern, legten die Softwareexperten von Hofmann selbst Hand an und programmierten einen automatisierten Prozess zum Nachstellen der Werkzeuge. „Uns ist aufgefallen, dass es nach langen Bearbeitungszeiten minimale Abweichungen gibt. Die Ursache liegt jedoch nicht in den Maschinen, sondern bei den Werkzeugen“, erläutert der Verantwortliche für die Prozessentwicklung. Dass die Genauigkeit der Fräszentren über Jahre konstant ist, weiß Hofmann aus der Erfahrung mit den bereits seit langem vorhanden Hermle-Maschinen.

Auch wenn Markus Gräf und sein Team wussten, was sie erwartet, überraschte sie das Ergebnis. Die RS-L-Anlage hat mehr Kapazität frei gemacht, als angenommen. Zudem arbeiten die C 42 U teilweise doppelt so schnell als die älteren Maschinen und das so genau, dass Hofmann deutlich weniger nacharbeiten muss. Hinzu kommt der Zeitgewinn durch die Automation. „Jetzt bremst uns lediglich das Rüsten aus“, bemerkt Markus Gräf abschließend.  

Mit der Anlage, bestehend aus vier C 42 U, Robotersystem, Reinigungseinheit und Messraum, nutzt Hofmann den vorhandenen Platz optimal aus.
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